Die Digitalisierung hat den Wald erreicht

MobiPolter bietet Förstern, Rundholzvermarktern, Holzhändlern und Waldeigentümern die Möglichkeit, kostengünstig und effizient ihr Holz zu erfassen und zu kategorisieren. Projektleiter Lukas Ziegler erklärt, worauf bei der Entwicklung der Software Wert gelegt wurde.

Von Andreas Maeder

Lukas Ziegler*, Digitalisierung und Forstwirtschaft: Das passt auf den ersten Blick nicht richtig zusammen. 
Tatsächlich wird die Digitalisierung im Wald noch nicht so grossgeschrieben. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass in dieser Branche ein ganz anderer Planungshorizont herrscht als beim Rest der Wirtschaft. In der Waldwirtschaft denkt man nicht in 5- oder 10-Jahres-Zyklen, sondern in Jahrzehnten. Bewährte Prozesse bleiben oftmals über viele Jahre unverändert. 

Können Sie ein Beispiel nennen? 
Gesammeltes und sortiertes Rundholz wird in sogenannten Poltern bereitgelegt. Dabei handelt es sich um ein gängiges Mass, anhand welchem das Holz gemessen und verkauft wird. Natürlich müssen diese Infos stets akribisch genau erfasst werden. Bisher geschah dies von Hand oder über Excel-Listen.

Was ist daran schlecht? 
Je manueller der Prozess, desto mehr kann schiefgehen. Zudem sind die bestehenden Abläufe oftmals sehr zeitintensiv. Auch für uns als Partnerin der Forstbetriebe ist es schwierig, wenn auf 20 Forstreviere salopp gesagt 20 verschiedene Prozesse und Systeme kommen. Unsere App ermöglicht es den Förstern, ihre Daten zu Baumstämmen und ganzen «Poltern» direkt digital zu erfassen und zu kategorisieren. Dadurch erhalten die Waldbesitzer jederzeit eine saubere Übersicht über ihre Bestände. Die App ist webbasiert und läuft auf jedem gängigen Mobilgerät. 

Die User Experience spielt bei der Entwicklung von Apps in der Regel eine grosse Rolle. Worauf legten Sie diesbezüglich den Schwerpunkt?
Bei MobiPolter war die Ausgangslage anders als bei anderen Apps. Die Optik war bei der Entwicklung nur zweitrangig. Sie spielt für die Kunden schlichtweg keine Rolle. Faktoren wie die Stabilität der App, die Geschwindigkeit sowie die Übersichtlichkeit standen im Vordergrund. Einfach gesagt: Die richtigen Knöpfe müssen am richtigen Ort sein.

*Lukas Ziegler ist Co-Bereichsleiter der Abteilung Services & Projekte bei der Raurica Wald AG.

Als Unternehmen der Waldbesitzer und nachhaltig orientierten Anlegern setzt sich die Raurica Wald AG für eine starke regionale Forst- und Holzwirtschaft ein. So beteiligt sich das Unternehmen unter anderem an Firmen, welche die nachhaltige Nutzung der regionalen Wälder fördern.

Wie kommt die App bei den Förstern an? 
Wir möchten die Forstreviere persönlich abholen. Aufgrund der Pandemie konnten wir bislang nicht gross Werbung machen. Trotzdem haben sich schon einige Betriebe für MobiPolter entschieden, andere bleiben vorerst noch bei den alten Lösungen. 

Glauben Sie trotzdem noch an den Durchbruch des Angebots? 
Wenn sich erst einmal herumspricht, dass sich mit dieser Applikation viel Zeit, Ärger und auch administrative Kosten sparen lassen, werden auch andere mitmachen. Zudem steht bei vielen Forstbetrieben ein Generationenwechsel bevor. Das kommt unserer Lösung sicher zugute. 

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit MobiPolter? 
Unser Hauptziel ist es, die Ansprüche der Förster zu kennen. Um dieser Anforderung gerecht zu werden, arbeiten wir intensiv mit einer Kerngruppe von sechs Förstern, die uns auf Fehler und Optimierungsmöglichkeiten hinweisen. Es ist eine Software von Förstern für Förster. Langfristig möchten wir mit unserem Angebot Forstbetriebe in der ganzen Schweiz zu erreichen. Mit der Burgergemeinde Bern stehen wir bereits in engem Kontakt und auch Zürcher Waldbesitzer haben ihr Interesse bekundet.

Handelskammer unterstützte das Projekt finanziell

MobiPolter ist ein Projekt der Raurica Wald AG und der MobileRevolution GmbH. Das Projekt bietet Förstern die Möglichkeit zur systemunabhängigen und preiswerten Wartung und Unterhalt. Die Handelskammer beider Basel hat das Projekt im Rahmen ihrer Initiative «Digital Project» finanziell unterstützt. Im technischen Bereich wird die Raurica Wald AG zu dem von der Basler Web- und Softwareunternehmung 4eyes GmbH begleitet. Zudem trifft sich eine Gruppe von Förstern aus der Region Nordwestschweiz regelmässig zum Erfahrungsaustausch mit dem Ziel, die Software fortlaufend weiterzuentwickeln. 

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