Parkieren im Zeitalter der Digitalisierung

Die Digitalisierung bietet gerade auch im Bereich der Mobilität viele neue Möglichkeiten. Die Macher von Parkstory wollen mithilfe neuer Technologien das Parkgeschäft revolutionieren.

Von Andreas Maeder

Wer ab und zu mit dem Auto in der Stadt unterwegs ist, weiss, wie mühsam und zeitraubend die Suche nach einem Parkplatz sein kann. Glaubt man Jürgen Lukas, CEO und Mitbegründer des Münchner Unternehmens Parkstory, soll damit in Zukunft Schluss sein. «Mit Parkstory wollen wir die Art und Weise, wie wir parkieren, revolutionieren.» Die Verantwortlichen von Parkstory beschäftigen sich allesamt schon seit über 25 Jahren mit dem Thema Parken. Im Zuge dessen hat sich das Unternehmen auf die Planung und Umsetzung von automatischen Parksystemen für Fahrzeuge, Fahrräder und weitere Mobilitätsträger spezialisiert. «Die Digitalisierung ist heute so weit fortgeschritten, dass Lösungen aus diesem Bereich nicht nur technologisch, sondern auch in finanzieller Sicht umsetzbar sind», ist Jürgen Lukas überzeugt.

Laut dem CEO bieten die modernen Parktürme gleich eine Vielzahl von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Parklösungen – darunter die folgenden:

1. Weniger Flächenbedarf

«Durch die kompakte Bauweise können wir die Autos dicht aneinander stapeln. Dadurch kommen wir mit bis zur Hälfte des Platzes im Vergleich zu konventionellem Parken aus. Die frei gewordenen Flächen können für Parks, Spielplätze, Wohnungen oder andere sinnvolle Dinge genutzt werden. Unser Ziel: Wir wollen die Autos von der Strasse wegholen und einen nachhaltigen Beitrag im Bereich Parken schaffen.»

2. Mehr Komfort

«Die Benutzung des Parktowers ist sehr bequem. Nachdem der Kunde seinen Parkplatz via App gefunden und gebucht hat, steuert er das Fahrzeug in eine Kabine, die einer Lounge eines 5-Sterne-Hotels anmutet. Anschliessend verlässt der Fahrer sein Auto; der Rest erledigt sich von allein. Auch der Parksuchverkehr in der Stadt entfällt, wodurch der CO2-Ausstoss reduziert wird. Bei der Rückkehr bestellt der Kunde sein Auto via App, welches bei seiner Ankunft an der Kabine zur Abfahrt schonbereitsteht.» 

3. Mehr Sicherheit

«Während es in einem normalen Parkhaus besonders nachts ungemütlich sein kann und auch Vandalismus oder Blechschäden regelmässig vorkommen, bestehen diese Gefahren im Parktower nicht. Wurde das Fahrzeug einmal im Turm parkiert, kommt garantiert kein Unbefugter an das Auto ran.»

Sicherheit, Komplexität, Benutzbarkeit

Damit das neue Parksystem wie gewünscht funktioniert, braucht es nicht nur den Turm, sondern auch die passende App dazu. «Unsere wichtigste Aufgabe ist es, den optimalen Kompromiss zwischen Sicherheit, Zuverlässigkeit und Benutzbarkeit zu finden», erklärt CTO Dr. Marc Lott, der mit seinem Software-Unternehmen Actimage auch an Parkstory beteiligt ist. In Punkto Daten- und IT-Sicherheit befinde sich die App auf «demselben Sicherheitslevel wie eine Bank», betont Lott. So ist die Software-Lösung zum Beispiel nicht in der Cloud erreichbar, sondern nur über die App. «Jeder User verfügt über die Kontrolle seines eigenen Parkplatzes, niemand ist in der Lage das gesamte Parkhaus zu kontrollieren.» Ein weiterer Vorteil bestehe in der Flexibilität des Systems. «So können zum Beispiel problemlos Ladestationen für Elektrofahrzeuge hinzugefügt werden», erklärt Lorenz Beyeler, Country Manager Schweiz. Und: Die Ladestationen können stetig erweitert werden. Dies ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, weil die Anzahl der Elektro- und Hybridfahrzeuge in den nächsten Jahren weiter zunehmen dürfte.

34 Autos auf 100 Quadratmetern

Nebst bereits vorhandenen Auto- und Fahrradtürmen in Deutschland, USA oder Russland, steht auch in Basel schon ein Turm von Parkstory. Im Herbst 2019 wurde bei der Centra-Garage in Basel-Dreispitz der «Volvo Tower» eröffnet. Der Tower erlaubt es auf einer Grundfläche von nur 100 Quadratmetern bis zu 34 Fahrzeuge zu lagern. «Die Grundstücke in der Stadt sind teuer und klein. In den letzten Jahrzehnten sind deshalb viele Autohäuser von der Stadt Basel weg auf das Land gezogen», erläuterte Karl Rüedi, Besitzer der Centra-Garage AG, anlässlich der Eröffnung. «Wir wollten einen anderen Weg einschlagen, die Vorteile der Stadt nutzen und die Nachteile aufwiegen. So entstand die Idee des Volvo Towers.» Möchten interessierte Kunden ein spezifisches Volvo Modell sehen, so steht dieses in rund zwei Minuten auf der drehbaren Plattform des Glasturms. Das Konzept ist so ausbaubar, dass Kundinnen und Kunden ihr Fahrzeug bei einem Werkstattbesuch auch selbst im Turm einlagern könnten.

Der Volvo-Tower soll nicht der einzige smarte Parkturm in der Region bleiben. «Wir führen Gespräche mit vielen Interessenten, die im Moment das Thema Parking in Basel und in anderen Kantonen neu ausrichten müssen. Unser Ziel ist es, dieses Jahr drei bis vier konkrete Projekte zu fixen», betont Beyeler. Besonders eignen würden sich die Türme zum Beispiel für Neubauprojekte aus dem Wohn- und Geschäftsbereich. «Flächenoptimierung ist aktuell überall ein grosses Thema.», sagt auch Jürgen Lukas.

Multimodale Mobilität soll gefördert werden

Von den modernen Parktürmen sollen jedoch nicht nur Autofahrer profitieren. «Die Mobilität befindet sich in einem stetigen Wandel», sagt Jürgen Lukas. Das Unternehmen stehe deshalb im Austausch mit verschiedenen Verkehrsanbietern. «Wir wollen die Multimodale Mobilität fördern.» Heisst: In den Parktürmen sollen verschiedenen Mobilitätsformen miteinander verknüpft werden. So sei es denkbar, dass ein Kunde sein Auto im Parkturm abstellt und dann gleich vor Ort ein Mietvelo bucht, um damit in die Innenstadt zu fahren. Auch Synergien mit dem öffentlichen Nahverkehr seien denkbar.
Keine Frage: In einer Zeit, in der nachhaltige und technologisch innovative Lösungen immer mehr an Bedeutung gewinnen, befindet sich das Unternehmen Parkstory am Puls der Zeit. Ob Behörden, Städteplaner, Architekten, Immobilienentwickler, Touristiker oder Gewerbebetreibende: Die Resonanz auf die modernen Parktürme sei durchwegs positiv, betont Lorenz Beyeler, der als Mitglied der Handelskammer Basel den Austausch mit regionalen Unternehmen sucht. Für ihn steht fest: «So wie wir in den vergangenen Jahrzehnten Parkhäuser geplant haben, können wir in Zukunft nicht weitermachen. Die Digitalisierung bietet uns die Möglichkeit, in Zukunft effizientere und nachhaltigere Parklösungen zu schaffen. Diese Chance wollen wir nutzen.» 

«So wie wir in den vergangenen Jahrzehnten Parkhäuser geplant haben, können wir in Zukunft nicht weitermachen.»

Lorenz Beyeler
Country Manager Schweiz