Basler Upcycling-Unternehmen Revendo: «Unser Angebot passt zum Zeitgeist»

Revendo verkauft gebrauchte Smartphones und Laptops. Mit seinem Konzept trifft das Unternehmen mit Sitz im Basler Gundelingen-Quartier den Nerv der Zeit. Firmenmitgründer Laurenz Ginat erklärt, warum sich das Upcycling von Elektrogeräten auch für Unternehmen lohnt – und wie Revendo mit dem Thema Datenschutz umgeht.

Von Andreas Maeder

Laurenz Ginat, haben Sie sich das neue iPhone schon bestellt? 
Nein. Es ist Jahre her, seit ich mir zuletzt ein neues Gerät gekauft habe. Natürlich freuen wir uns aber darauf, bis wir das erste iPhone 12 bei Revendo im Angebot haben. Meistens vergehen nach dem Verkaufsstart nur wenige Tage, bis die ersten Geräte bei uns landen. 

Revendo hat sich innert wenigen Jahren vom Zwei-Mann-Startup zum Betrieb mit schweizweiten Filialen und über 100 Mitarbeitern entwickelt: Wie kam es zu diesem rasanten Wachstaum? 
Unser Erfolg basiert auf drei Faktoren: Nachhaltigkeit, gute Beratung und faire Preise. Zudem passt unser Angebot zum Zeitgeist. Die Weiterverwendung von bestehenden Geräten ist nicht nur nachhaltiger als Recycling, sondern erlaubt Kunden auch den Erwerb von hochwertigen Geräten zu erschwinglichen Preisen.

Laurenz Ginat (links) und Aurel Greiner haben das Unternehmen revendo 2013 in Basel gegründet. 

Wie kommen die Kunden zu ihrem neuen-alten Smartphone? 
Die zurückgekauften Geräte werden von revendo.ch genau geprüft, wenn nötig repariert und danach mit einer Garantie wieder zum Verkauf angeboten. Kunden haben die Möglichkeit, direkt über die Online-Plattform gebrauchte Geräte zu kaufen oder zu verkaufen. Bei Bedarf können sie sich auch persönlich in einer unserer neun Filialen vor Ort beraten lassen. 

Stimmt es, dass Sie sich Ihr Handwerk ursprünglich über YouTube-Videos erlernt haben? 
Mein Geschäftspartner Aurel Greiner und ich haben schon während der Schulzeit an Computern und Handys herumgeschraubt. Irgendwann begannen wir, gebrauchte Geräte zu kaufen und wieder in Stand zu bringen. Dank YouTube-Videos lernten wir zum Beispiel, wie man eine alte Festplatte ersetzt oder den Arbeitsspeicher erhöht. Wir haben uns alles selber beigebracht.  

Sind Sie heute immer noch in der Werkstatt anzutreffen? 
Selten. Dafür nehmen die Aufgaben in der Geschäftsleitung zu viel Zeit in Anspruch. Ausserdem haben wir für die Reparaturarbeiten mittlerweile Spezialisten, die das viel besser können als wir. Die heutigen Geräte kenne ich nicht mehr bis ins letzte Detail. 

Sind Ihre Kunden vor allem «Schnäppchenjäger» oder doch eher Leute, die ganz bewusst auf Upcycling-Produkte setzen? 
Zu Beginn kamen vor allem Kunden zu uns, die auf der Suche nach einem günstigen Handy oder Laptop waren. Je bekannter wir wurden, desto mehr Leute kamen aufgrund des Nachhaltigkeitsgedankens zu uns. Heute ist unser Publikum durchmischt. Wir hatten auch schon prominente Persönlichkeiten bei uns im Laden, die auf der Suche nach einem gebrauchten Macbook waren. Nicht weil sie das finanziell nötig gehabt hätten, aber weil sie die Idee dahinter gut fanden. Es ist in gewissen Kreisen sogar cool, ein gebrauchtes Gerät zu kaufen.

Drei Schlüsselfaktoren für den Erfolg von revendo

Gehören auch Unternehmen zu Ihren Kunden? 
Ja, auch viele kleine und grössere Firmen haben erkannt, dass sich Upcycling für sie lohnt. Unseren ersten Kontakt mit grösseren Organisationen hatten wir schon kurz nach der Firmengründung. Nachdem wir in der Zeitung vernahmen, dass die Kantonspolizei Bern neue iPhones anschaffen wollte, fragten wir vor Ort nach, was mit den alten Geräten passiert. 

Und wie lautete die Antwort? 
Sie wollten die alten Handys tatsächlich verschrotten. Soweit kam es zum Glück nicht: Wir konnten sie überzeugen, dass es sinnvoller ist, die iPhones weiterzuverwenden. Dank dieser Aktion konnten wir auf einen Schlag 600 Geräte kaufen, reparieren und wieder verkaufen. Ein Meilenstein für uns. 

Der Datenschutz war kein Problem bei den Polizeihandys? 
Auf dieses Thema waren wir von Anfang an sensibilisiert – auch bei Privatkunden. Wir achten sehr genau darauf, dass die vorhandenen Daten vollumfänglich gelöscht sind. Wer möchte, kriegt zudem ein offizielles Löschzertifikat ausgestellt.

Welche Unternehmen kommen sonst noch zu Ihnen – und warum?  
Wir kaufen regelmässig Geräte von Unternehmen wie Roche und Novartis, aber auch von anderen Firmen, Ämtern und Schulen. Es kann zum Beispiel sein, dass eine Firma seine Mitarbeitenden mit neuen Smartphones ausrüstet, um das Jahresbudget auszuschöpfen. Zudem wird in jedem Unternehmen früher oder später die IT-Infrastruktur ausgetauscht. In dieser Situation suchen heute viele Firmen nach Abnehmern für ihre alten Geräte, die zwar meist schon abgeschrieben sind –aber trotzdem noch einen Wert haben. 

Wie wichtig ist der ursprüngliche Nachhaltigkeitsgedanke heute noch in Ihrem Betrieb? 
Sehr wichtig. Wir versuchen das Nachhaltigkeitsthema konsequent durchzuziehen. Dazu gehört zum Beispiel, dass 90 Prozent der Infrastruktur in unseren Filialen aus gebrauchten Materialien besteht. Das rustikale Ladendesign ist zu unserem Markenzeichen geworden. Der Nachhaltigkeitsgedanke zeigt sich aber auch in anderen Bereichen: So haben wir zum Beispiel unlängst allen Mitarbeitenden eine hochwertige Trinkflasche geschenkt, mit dem Ziel, den Plastikkonsum zu verringern. 

«Unsere Vision ist es, in Zukunft auch im EU-Markt präsent zu sein.»

Laurenz Ginat, Mitbegründer von revendo

Wie soll sich Revendo in Zukunft weiterentwickeln? 
Wir wollen unser Filialennetz weiter ausbauen. So möchten wir unter anderem gerne in der Westschweiz Fuss fassen. Unseren ersten Versuch in diese Richtung haben wir mit einer neu eröffneten Filiale in Biel gestartet. Wenn wir dort gute Erfahrungen machen, möchten wir früher oder später auch in Genf, Lausanne oder anderen Städten der Romandie ankommen. Unsere Vision ist es, in Zukunft auch im EU-Markt präsent zu sein. 

Über Revendo

Das Start-up Revendo wurde im Jahr 2013 in Basel gegründet. Heute zählt das Unternehmen 9 Filialen und rund 100 Mitarbeitende. Revendo setzt den Fokus auf die Wiederverwendung von Apple- und Android Produkten. «Ziel ist es, die nachhaltige Nutzung zu stärken und die Geräte länger im Umlauf zu halten», erklärt Mitbegründer Laurenz Ginat. Mit diesem Upcycling-Konzept will das Unternehmen «eine Alternative zur heutigen Wegwerfmentalität schaffen». Laut Laurenz Ginat werden durch das Upcycling von Revendo jährlich rund 50 Tonnen Elektroschrott eingespart.