«Der Mut zur Innovation muss von ganz oben bis nach ganz unten spürbar sein»

Bei der Baloise Versicherung sorgt ein Innovations-Team dafür, dass Ideen von Mitarbeitenden nicht nur Hirngespinste bleiben, sondern konkret umgesetzt werden. Wie das funktioniert, zeigt das Beispiel des Parkplatz-Dienstes «Parcandi.»

Von Andreas Maeder

In Städten ist die Parkplatzsuche oft ein leidiges Thema. Parkhäuser sind voll, viele Parkplätze sind privat vermietet, die Suche raubt Zeit und Nerven. Darüber war auch Corsin Sulser, ein Mitarbeiter der Baloise, frustriert. Doch anstatt sich weiter darüber aufzuregen, nutzte er seine Energie kreativ. Warum nicht eine Plattform aufbauen, auf denen leerstehende Parkplätze für eine kurze Zeit gemietet werden können? Mit dieser Idee nahm er an einem Ideenwettbewerb innerhalb seines Unternehmens teil. Dort wurde das firmeninterne Innovations-Team auf die Idee aufmerksam. Dieses hat zum Ziel, eigene Ideen, aber auch jene von anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in Projekte und Lösungen umzusetzen. Schnell war klar, dass sich Sulsers Idee bestens für dieses Vorhaben eignet.

Jochen Pilger ist Product Owner des Innovations-Teams der Baloise.

Im Interview erklärt er, was das Innovations-Team der Baloise auszeichnet, wie Ideen in die Tat umgesetzt werden – und weshalb das Unternehmen davon profitiert. 

Herr Pilger, was ist eine gute Idee?
Eine, die nicht nur im Kopf bleibt, sondern sich tatsächlich umsetzen lässt. Gute Ideen überraschen und schaffen einen Mehrwert für das Unternehmen aber auch für den Kunden. Genau solche suchen wir im Innovations-Team der Baloise. 

Wie geht das Innovations-Team vor? 
Die Baloise motiviert die Mitarbeitenden, mit Ideen zu uns zu kommen. Anschliessend prüfen wir, welches Potenzial die Idee hat und wie sie umgesetzt werden kann. Zentral ist, dass wir eine Umsetzung in wenigen Wochen anstreben. Wir möchten nicht lange an wenigen Ideen arbeiten, sondern an möglichst vielen. So ist es einfacher und weitaus günstiger, wenn am Ende mal eine Idee stirbt. 

Wie motivieren Sie die Mitarbeitenden, Ideen bei Ihnen einzureichen?
Wir weisen zum Beispiel im Intranet auf unser Innovationsteam hin. Die Mitarbeitenden werden bei der Umsetzung der Idee eingebunden. Das bringt mitunter eine schöne Abwechslung in den Alltag. Nicht immer sind Ideen aber erfolgreich. Auch Misserfolge werden bewusst innerhalb des Konzerns kommuniziert. Das ist wichtig, denn aus Misserfolgen lassen sich wichtige Learnings ziehen. 

Was braucht es, damit eine Idee kein Luftschloss bleibt?
Es braucht Leidenschaft und Überzeugung, damit der Funke auch auf andere überspringt. Und je einfacher eine Idee zu erklären ist, desto schneller bekommt man andere mit ins Boot. Man kann eine Idee ja nicht alleine umsetzen. Es braucht dazu immer ein Team. Wichtig ist, dass früh auch kritische Stimmen aufkommen. Ansonsten läuft man Gefahr, dass eine Idee zu weit entwickelt ist, bis man merkt, dass sie nicht funktioniert. 

Arbeiten Sie auch mit externen «Ideengebern» zusammen?
Ja, klar. Wir bieten Start-ups und anderen potenziellen Partner an, mit uns zusammen Ideen zu entwickeln und umzusetzen. 

Der Parkplatz-Dienst Parcandi ist eines der Projekte, die Sie erfolgreich realisieren konnten. Worum geht es dabei?
Die Baloise hat viele Immobilien, bei denen Parkplätze für eine lange Zeit ungenutzt bleiben. Auf der Plattform wird angezeigt, welche Parkplätze frei sind. Anschliessend kann der Wunschparkplatz online gebucht und bezahlt werden.

Welche Schwierigkeiten hatten Sie bei der Umsetzung zu meistern?
Wie bei allen Ideen ist die grosse Herausforderung, sich auf den Kern zu konzentrieren. Eine Idee kann man endlos ausbauen. Wir haben uns zum Beispiel bewusst gegen ein Login entschieden, weil es die ganze Sache wieder schwerfälliger und komplizierter gemacht hätte. Das Projekt sollte so schlank wie möglich daherkommen – ohne, dass Kernfunktionen dabei verloren gehen. In Zukunft sollen immer mehr Gebäude dazu kommen, bei denen man Parkplätze buchen kann. Wir haben das Projekt nun einen externen Partner übergeben, der für den Betrieb und die Weiterentwicklung verantwortlich sein wird. 

Wie profitiert die Baloise vom Innovations-Team?
Neben den ganz praktischen Lösungen, die für die Mitarbeitenden die Arbeit erleichtern und den Kunden einen Mehrwert bietet, transportiert ein Unternehmen mit so einem Team auch ein Image nach aussen. Nämlich, dass die Firma auf Innovation setzt. Schliesslich ist es oft einfacher und günstiger, wenn man innerhalb des Unternehmens Ideen gleich selbst umsetzt, anstatt sie von Externen realisieren zu lassen. Dafür braucht es aber eine entsprechende Unternehmensphilosophie. Der Mut zur Innovation muss von ganz oben bis nach unten spürbar sein.

Weitere Infos: www.parcandi.ch