«Die Kunden sollen uns ihre Bedürfnisse möglichst ungefiltert mitteilen»

Für viele ist die Buchhaltung ein «notwendiges Übel»: Dabei liefert eine saubere Buchführung wichtige Kennzahlen. Mit der Business-Software CashCtrl will die Repix Gmbh aus Münchenstein KMUs und Startups eine benutzerfreundliche Anwendung bieten. Im Interview erklärt Mitgründer Raphael Amport, wie das klappt – und weshalb die Grundversion von des cloudbasierten Programms gratis ist.

Von Andreas Maeder

Raphael Amport, Buchhaltung ist für viele ein rotes Tuch. Einverstanden?
Das stimmt sicherlich. Trotzdem ist eine korrekt geführte Buchhaltung für jede Firma von zentraler Bedeutung. Was zudem oft vergessen geht: Wer sich mit seinen Zahlen auseinandersetzt, kann sehr viel über sein Geschäft lernen. Wer seine Buchhaltung im Griff hat, sieht immerzu, wo sein Betrieb gerade steht, mit welchen Produkten er am meisten verdient – und wofür er Geld ausgibt. Je grösser der Durchblick, desto grösser die Freude an der Buchhaltung.

Wie schaffen Sie es, diese «Freude» zu vermitteln?
Indem wir versuchen, unser Programm so einfach wie möglich aufzubauen. Wo immer es möglich ist, ein einfacheres Wort zu verwenden, da tun wir es. Wir fragen uns stets: Ist das verständlich? Oder muss der Benutzer dazu unsere Dokumentation lesen? Unsere Kunden sollen sich nicht mit softwarespezifischem Jargon oder Abkürzungen abmühen, sondern gleich loslegen können.

Ihre Grundversion ist kostenlos. Funktioniert das aus unternehmerischer Sicht?
Wenn sich ein Kunde für die kostenlose Version registriert, können wir ihn von der Qualität unseres Produkts überzeugen. Ein zufriedener User erzählt im Idealfall seinen Bekannten von CashCtrl. Mittlerweile nutzen rund 10'000 Userinnen und User, darunter auch Treuhandfirmen, unsere Anwendung.

Aber Sie müssen ja auch Geld verdienen…
Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Nutzerinnen und Nutzer nach einer gewissen Zeit von sich aus zur kostenpflichtigen Version wechseln. Das kostenlose Angebot gehört zu unserer Grundphilosophie, daran wollen wir auch künftig festhalten. Bei der Free-Version besteht die Möglichkeit, uns einen freiwilligen Betrag zukommen zu lassen. Das funktioniert viel besser, als man vielleicht annehmen würde und bereitet Freude, weil wir von der Community Wertschätzung für unsere Dienstleistung erfahren.

«Mittlerweile nutzen rund 10'000 Userinnen und User, darunter auch Treuhandfirmen, unsere Anwendung.»

Raphael Amport
Geschäftsführer CashCtrl

Welche Rolle spielen die Inputs aus der Community für Sie?
Innerhalb von CashCtrl gibt es einen prominent platzierten Feedback-Button. Der «Support»-Button bietet den Nutzern eine unkomplizierte Möglichkeit, mit uns in Kontakt zu treten.

Warum sind diese Feedbacks so wichtig?
Weil die Bedürfnisse unserer Kunden extrem vielfältig sind. Unsere Kunden stammen aus den unterschiedlichsten Branchen. Darunter sind zum Beispiel Coiffeur-Salons, ein Pneuhändler oder die Betreiber von Onlineshops. Obwohl uns viele schon seit Jahren begleiten, massen wir uns nicht an, alle Branchen zu kennen – umso wichtiger ist es für uns, dass uns die Kunden ihre Bedürfnisse möglichst direkt und ungefiltert mitteilen.

Sie können ja kaum alle Wünsche der Kunden erfüllen.
Über die Jahre haben wir eine To-Do-Liste mit den Inputs unserer Kunden geführt und gewichtet. Diese Rückmeldungen fliessen stets in die Entwicklung unsers Produkts mit ein. Aber klar: Wir können natürlich nie alle Bedürfnisse auf einmal befriedigen. Umso wichtiger ist, dass wir ehrlich und transparent kommunizieren. Wir versprechen nur Dinge, die wir auch halten können.

Wo legen Sie die Prioritäten bei der User Experience?
Das UX Design und das User Interface sind zentrale Bestandteile unseres Produkts. Wir legen Wert auf eine ansprechende und zugleich übersichtliche, intuitive Benutzeroberfläche. Wichtig ist uns, dass das Interface die User nicht erschlägt. Bei CashCtrl findet man sich schnell zurecht, ohne sich in einem Menü-Dschungel zu verirren. In diesem Punkt heben wir uns deutlich von anderen Produkten ab.

Screenshot der Benutzeroberfläche von CashCtrl.

Wie bewerben Sie Ihr Produkt?
In den ersten Jahren haben wir tatsächlich kaum einen Franken ins Marketing investiert. Wir haben unsere gesamten Mittel auf die Entwicklung konzentriert. Mittlerweile haben wir zwar ein Werbebudget und auch ein Imagevideo produziert – die wichtigsten Botschafter sind aber immer noch unsere Kunden, die über Mund-zu-Mund-Propaganda als Multiplikatoren dienen.

Welche Rolle spielt der Datenschutz bei Ihrem Unternehmen?  
Eine ganz entscheidende! Alle Daten von CashCtrl liegen ausschliesslich auf Schweizer Servern. Dies war von Anfang zentral für uns. Zudem werden die Daten unserer Kunden weder weitergegeben noch durch Drittanbieter analysiert oder verarbeitet. Wir verfolgen eine «Open Data Policy» und kommunizieren klar, was mit den Daten geschieht. Wir verurteilen die Praxis, dass Tech-Konzerne, die User im Dunkeln darüber lassen, für was die erfassten Daten alles verwendet werden

Wohin geht die Reise von CashCtrl?
Aus programmtechnischer Sicht wollen wir einige weitere Funktionalitäten reinbringen. Unser Ziel ist, dass uns die Unternehmen als kleines ERP sehen und nutzen. Aus unternehmerischer Sicht möchten wir jetzt den nächsten Schritt machen: Durch die Erweiterung unseres Teams um zwei Mitarbeitende, wird es uns möglich sein, CashCtrl auszubauen und in Zukunft noch mehr Gas zu geben.