Alle Berufe von der Digitalisierung betroffen

Der digitale Wandel hat grosse Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Forschende der Universität Basel gehen der Frage nach, welche Qualifikationen künftig in der Arbeitswelt gefragt sein werden.

Von Andreas Maeder

An der Universität Basel befassen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Einfluss neuer Technologien auf die Berufsfelder und auf Unternehmen. «Eine zentrale Frage, die uns interessiert, ist, was für Qualifikationen künftig gefragt sein werden», sagt Prof. Dr. Michael Beckmann, Professor für Personal- und Organisationsökonomie an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel. «Wenn früher jemand weniger technikbegeistert war, konnte er das durch die Berufswahl umgehen. Heutzutage sind jedoch alle Berufe von der Digitalisierung betroffen», stellt Elisa Gerten, Doktorandin an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, fest. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Arbeitsorganisation und auf das Personalmanagement.

«Routinearbeiten waren schon seit der dritten industriellen Revolution gefährdet. Neu ist, dass mit der Digitalisierung auch qualifizierte Arbeiten betroffen sind», erklärt Beckmann. Menschen, die über Fähigkeiten verfügen, die schwer zu automatisieren sind, seien da im Vorteil. Die Politik und die Unternehmen müssten rechtzeitig auf die Entwicklungen reagieren und dafür sorgen, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die Anforderungen der Zukunft gewappnet seien und die nötigen Qualifikationen mitbringen würden.

Arbeitswelt wird immer dynamischer

Die grösste Herausforderung sei für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, fachlich am Ball zu bleiben und neue Technologien schnell umsetzen zu können. «Die Menschen müssen sich zudem von der Vorstellung lösen, dass sie sichere Arbeitsplätze haben», so Beckmann. Die Arbeitswelt gewinne immer mehr an Dynamik, technische Neuerungen würden immer schneller entwickelt und auf den Markt gebracht. Die Erfahrung der letzten paar Jahre habe gezeigt, dass zwar aufgrund der Automatisierung einige Berufe wegfallen, dafür neue Berufe entstehen würden.

In den nächsten Jahren werden sich Gesellschaft, Politik und Wirtschaft mit grundlegenden Fragestellungen beschäftigen müssen. Denn nur, weil der technische Fortschritt etwas ermöglicht, muss es nicht heissen, dass dies von den Menschen auch gewollt ist. «In Asien zum Beispiel ist der Einsatz von Robotern in der Pflege immer mehr verbreitet. Bei uns in Europa ist jedoch die Akzeptanz dafür eher weniger vorhanden», sagt Beckmann. Auch die Frage, wie weit Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überwachen dürfen, sei noch zu klären. «Wie weit die menschliche Komponente in der Arbeitswelt beibehalten werden soll, liegt in der Hand der Menschen und nicht der Technologien.»